Um für den Eintritt in die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts gerüstet zu sein, werden
Studierende in der Hochschullehre zunehmend zu kooperativen Lern- und Problemlösungsprozessen aufgefordert (van Laar et al., 2017). Dabei wird immer wieder deutlich, dass
Gruppenarbeit nicht automatisch gelingt (Baucal et al., 2023), sondern der bewussten
Planung, Überwachung und Steuerung – also der Regulation – bedarf, um zu erfolgreichem
Lernen zu führen (Hadwin et al., 2017). In einer Labor- und einer Feldstudie wurde ein Ansatz
getestet, der Lernende dazu befähigt, gemeinsam und bewusst die Regulation ihrer Gruppenprozesse anzustoßen: Zwischen zwei Kooperationsphasen generierten die Lernenden mithilfe
eines Group Awareness Tools Selbsteinschätzungsdaten über ihre Interaktion, reflektierten
diese gemeinsam und entwickeln auf dieser Grundlage Strategien zur Regulation ihrer Zusammenarbeit. In einer Laborstudie (n = 150) zeigte sich, dass dieser implizite Förderansatz
besser geeignet war, um explizites Strategiewissen bei den Versuchsteilnehmer:innen aufzubauen als eine direkte Instruktion durch ein externales Kooperationsskript (Fischer et al., 2013)
bzw. keine Unterstützung.
Die anschließende Implementation der Unterstützungsmaßnahme in einer Lehrveranstaltung
im Bachelorstudiengang Bauingenieurwesen und empirische Überprüfung (n = 67) bestätigten
diesen Befund. Zusammenfassend zeigte sich, dass die Unterstützungsmaßnahme effektiv ist,
von Lernenden positiv aufgenommen wird und sich für den Einsatz in verschiedenen Lehrveranstaltungen adaptieren lässt. Basierend auf dem Studienmaterial und den Ergebnissen
wurde ein Leitfaden zur Implementation und Förderung von interdisziplinärer Kooperationskompetenz in Lehrveranstaltungen erstellt, der als Open Educational Ressource verfügbar ist
(Autor:innen, 2023). In unserem Beitrag diskutieren wir die Potenziale von GATs für die
Förderung von Reflexion und Regulation und die Verbesserung kooperativer Kompetenz von
Studierenden