Das Jahr neigt sich mit schnellen Schritten dem Ende zu. Auch wir möchten kurz innehalten und einen Blick zurück auf das Jahr 2022 werfen: Was ist im Rahmen von KI:edu.nrw passiert? Wo stehen wir aktuell? Und was passiert im kommenden Jahr?

Das vom Land NRW geförderte Projekt KI:edu.nrw hat das Ziel, exemplarisch zu erarbeiten, wie Regeln, Konzepte, Prozesse und Technik für den Einsatz von Learning Analytics ausgestaltet sein können. Das Sondierungsprojekt der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der RWTH Aachen soll zur Entwicklung einer Datenkultur in den Hochschulen beitragen, um mithilfe von Lerndaten Studierende besser zu beraten, ihnen individuellere Lernsettings zu bieten und die Lehre zu gestalten.

Was ist der aktuelle Projektstand?

„Nachdem zu Beginn des Projekts eine Ist-Erhebung von Learning Analytics an der RUB realisiert und wertvolle Erfahrungen im Rahmen der Entwicklung von Praxiskonzepten gemacht wurden, geht es in der Umsetzungsphase nun darum, diese Konzepte praktisch zu erproben und in Bezug auf didaktische und ethische Erfordernisse zu schärfen“, fasst Dr. Peter Salden, Gesamtprojektleiter von KI:edu.nrw, den bisherigen Projektverlauf zusammen.

Seit Oktober 2021 setzt das interdisziplinäre Projektteam von KI:edu.nrw die jeweiligen Teilvorhaben um. Die Projektbeteiligten der Fakultätsprojekte nutzen bspw. Lern-Management-Systeme wie Moodle oder das Prüfungsverwaltungssystem FlexNow, um in real stattfindenden Lehrveranstaltungen Studierendendaten zu sammeln.

Milestones: IT-Infrastruktur, Fokusgruppengespräche und Datenschutzgutachten

Neben den laufenden Datenerhebungen wurde 2022 die an der RWTH Aachen entwickelte IT-Infrastruktur für Learning Analytics-Anwendungen an der RUB adaptiert und in eine Testumgebung integriert. Diese Integration ermöglicht praktische Erfahrungen in Bezug auf das Learning Analytics-System und lässt eine zielgerichtete Weiterentwicklung zu.  

Auch Fokusgruppengespräche mit Lehrenden und Studierenden der RUB gehörten zu den Meilensteinen des letzten Projektjahres: „KI:edu.nrw möchte konkrete Bedingungen für einen verantwortungsvollen Einsatz von Learning Analytics schaffen, und zwar unter Einbezug aller für die Lehre wichtigen Akteurinnen und Akteuren“, so Peter Salden. Um dies zu gewährleisten, fokussiert das Projekt den Dialog mit allen Beteiligten über Wünsche, Erwartungen und mögliche Bedenken. Daraus soll 2023 eine Learning Analytics-Policy für die RUB entstehen. Anfang 2022 wurden Befragungen mit 371 Lehrenden und 1.274 Studierenden der RUB geführt. Ein Ergebnis war, dass sowohl Studierende als auch Lehrende Learning Analytics grundsätzlich eher positiv bewerten, z. B. im Hinblick auf die Verbesserung und Kontrolle der Lernaktivitäten. Sie äußerten aber auch Bedenken, wie z. B. ein möglicher erhöhter Leistungsdruck auf Seiten der Studierenden oder eine zusätzliche zeitliche Belastung auf Seiten der Lehrenden durch ein weiteres System.

Gut zu wissen:
Wenn Sie mehr über die Fokusgruppengesprächen lesen möchten, dann schauen Sie gerne im Blog des eLearning-Teams der RUB vorbei. Hier finden Sie einen Beitrag zu den Fokusgruppengesprächen, die im Rahmen von KI:edu.nrw geführt wurden.

Ende 2022 konnte aus dem Projekt heraus ein Datenschutzgutachten vergeben werden. Ziel ist es, unabhängig zu prüfen, auf welcher Rechtsgrundlage Learning Analytics an Hochschulen in NRW betrieben werden darf und welche Einschränkungen damit verbunden sein könnten. Die Ergebnisse sind für Anfang nächsten Jahres zu erwarten.

Die Learning AID

Ein weiterer Meilenstein des vergangenen Jahres war die erste Learning AID. 140 interessierte Personen fanden sich am 30. August 2022 im Veranstaltungszentrum der RUB ein, um sich über Lerndatenanalysen und Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung auszutauschen. Dr. Annabell Bils, Geschäftsführerin des Zentrums für Lernen und Innovation der FernUniversität Hagen, nahm an der Abschlussdiskussion auf dem Podium teil. Sie behält den Tag positiv in Erinnerung: „Ich denke immer noch gerne an die Tagung zurück. Es war spannend zu sehen, wie viele Hochschulen sich mit der Thematik rund um Learning Analytics und KI beschäftigen und wie ähnlich die Herausforderungen sind.“

Die Organisator:innen möchten mit der Learning AID eine niederschwellige Austausch- und Vernetzungsplattform zu den o. g. Themen schaffen. „Uns ist es wichtig, gezielte Vernetzungsaktivitäten im Bereich Learning Analytics und KI voranzutreiben, um so die Expertise an den Hochschulen zu bündeln und weiterzuentwickeln“, erklärt Peter Salden. Im besten Falle dient die Tagung als Sprungbrett für eine nachhaltige Vernetzung über die Grenzen der eigenen Hochschule hinaus – wie bei Annabell Bils: „Das Netzwerken ist immer lohnend. Wir sind in Kontakt mit weiteren Hochschulen in NRW und tauschen uns regelmäßig aus. Insbesondere bei den rechtlichen Fragestellungen gelten die Rahmenbedingungen für alle Hochschulen gleichermaßen, da ist es sinnvoll, gemeinsame Anliegen zu adressieren.“

Am 28. und 29. August 2023 findet die zweite Learning AID in Bochum statt. Neu im kommenden Jahr: Teilnehmende können ab dem 17. Januar 2023 eigene Forschungs- oder Praxisbeiträge einreichen. Weitere Informationen sind auf der Tagungswebsite zu finden.

Was passiert 2023?

„Wir freuen uns sehr, dass direkt zu Beginn des neuen Jahres ein weiteres Teilprojekt offiziell an den Start geht“, so Jonas Leschke, Projektkoordinator von KI:edu.nrw. Bei dem neuen Teilprojekt handelt es sich um Data Literacy für Learning Analytics. Hier entwickeln die Projektbeteiligten digitale Lehrmaterialien, um Learning Analytics-bezogene Datenkompetenz zielgruppenspezifisch zu vermitteln. So sollen zum einen Lehrende durch Fortbildungen und die Systeme selbst dabei unterstützt werden, Learning Analytics selbst zu nutzen. Zum anderen sollen Studierende einen weitestgehend intuitiven Zugang zum Themenfeld Learning Analytics erhalten.

2023 steht zudem die Entwicklung eines Dashboards auf der Projektagenda, mit dem die Analysen der Studierendendaten bspw. in Moodle ausgegeben werden können. Die im Projekt fokussierte Weiterentwicklung der Technik, insbesondere im Bereich der Lern-Management-Systeme, wird am Ende der Projektlaufzeit allen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt.

Inhaltlich forcieren die Teilprojekte u. a. die folgenden Fragen: Helfen Learning Analytics und KI bei einer Verbesserung von Studium und Lehre? Rechtfertigt der Nutzen von Learning Analytics den Aufwand, der mit der Analyse von Studierendendaten einhergeht? Welche Art von Problemen können Lerndatenanalyse lösen, aber vielleicht auch auslösen? Und wie geht die Wissenschaft zukünftig mit KI-Tools um? Die Ergebnisse werden im kommenden Projektjahr gesammelt, bewertet und in einer abschließenden Projektpublikation zusammengefasst.

Mit diesem Ausblick auf das kommende Jahr wünschen wir Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir sind schon sehr gespannt, welche weiteren Erkenntnisse wir im Rahmen von KI:edu.nrw sammeln werden. Falls Sie Fragen zum Projekt haben oder an einem Austausch zu den Bereichen Learning Analytics und KI in der Hochschulbildung interessiert sind, treten Sie auch gerne im nächsten Jahr mit uns in Kontakt.

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