

Das Projekt KI:edu.nrw stellt sich u. a. der Frage, wie (generative) Künstliche Intelligenz (KI) in der Hochschullehre sinnvoll, reflektiert und nachhaltig eingesetzt werden können. Drei aktuelle Vorträge – von Dr. Peter Salden (Gesamtprojektleitung KI:edu.nrw), Robert Queckenberg (Projektkoordination KI:edu.nrw) und Prof. Dr. Sebastian Weydner-Volkmann (Teilprojektleitung Ethik) – spiegeln unterschiedliche Perspektiven dieses Themenspektrums wider. In der neuen Ausgabe unserer Reihe KI:edu.nrw on Tour geben wir Ihnen einen kompakten Überblick über die Inhalte und Fragestellungen dieser Beiträge.
Beim hAIgher Education Day 2025 am 25. November 2025 in Karlsruhe hielt der Gesamtprojektleiter von KI:edu.nrw Dr. Peter Salden eine Keynote und sprach darüber, wie Hochschulen in Deutschland ihre Unabhängigkeit im Umgang mit generativer KI sichern können. In diesem Zusammenhang dürfen KI-Anwendungen nicht ausschließlich von großen Tech-Firmen geprägt sein: Stattdessen zeigen Beispiele, wie Hochschulen eigene Infrastrukturen aufbauen, Software entwickeln und gemeinsam Schulungsangebote realisieren. Der Begriff „KI-Souveränität“ steht dabei im Zentrum: Es geht um finanzielle, ideelle und datenbezogene Autonomie der Hochschulen. Für Veränderung bedarf es demnach nicht nur Technik, sondern vor allem Kooperation – insbesondere hochschulübergreifend. Eines der Anliegen, das KI:edu.nrw antreibt.
Generative Künstliche Intelligenz ist das Spielfeld großer Tech-Unternehmen. Sie bieten Hochschulen nicht nur Software und Rechenleistung an, sondern drängen inzwischen auch in die Lehrendenfortbildung. Die Angebote sind einerseits praktisch, führen andererseits aber auch zu kritischen Abhängigkeiten – finanziell, ideell und mit Blick auf Datenflüsse. Dass es auch anders geht, zeigen inzwischen Beispiele in vielen Bundesländern: Hochschulen stellen in eigenen Rechenzentren KI-Anwendungen bereit, entwickeln Software und bieten eigene Schulungsangebote an. Dabei hat insbesondere die hochschulübergreifende Zusammenarbeit eine bemerkenswerte Dynamik und macht Hoffnung, dass die Hochschulen im Bereich KI ein erhebliches Maß an Unabhängigkeit bewahren können. Der Vortrag stellt dar, was unter KI-Souveränität verstanden werden kann und was Hochschulen in Deutschland konkret tun, um sie zu erreichen.
KI:edu.nrw-Projektkoordinator Robert Queckenberg stellte im Rahmen der EduNext25 am 26. November 2025 an der Goethe-Universität in Frankfurt die Arbeit der KI-Kompetenz-AG im Projekt KI:edu.nrw vor. Sein Vortrag zeichnet die zentralen Überlegungen nach, mit denen das Projekt seine Schulungsangebote zu generativer KI weiterentwickelt. Im Mittelpunkt steht ein Framework, das zwei Perspektiven miteinander verbindet: Zum einen bietet es eine pragmatische Orientierung für den möglichen Kompetenzerwerb im Umgang mit KI-gestützten Tools. Zum anderen reflektiert es kritisch den Kompetenzbegriff selbst – insbesondere im Spannungsfeld der Diskussion um sogenannte Future Skills. Damit ergänzt der Ansatz die zuvor skizzierten strukturellen Anforderungen um eine klarer fassbare Perspektive darauf, wie Akteur*innen in der Hochschule befähigt werden können, KI-Technologien reflektiert und verantwortungsvoll einzusetzen.
Spätestens seit der im Februar 2025 in Kraft getretenen KI-Verordnung (KIVO) sind Hochschulen unter bestimmten Voraussetzungen dazu verpflichtet, KI-Kompetenz bei Beschäftigten und KI-Nutzenden zu sichern. KI:edu.nrw stellt durch seine Fortbildungen für die nordrhein-westfälischen Hochschulen ein Basisangebot zum Aufbau von KI-Kompetenz im Bereich Studium und Lehre zur Verfügung und hilft so dabei, die Anforderungen der KI-Verordnung zu erfüllen.
Mehr Infos: https://ki-edu-nrw.ruhr-uni-bochum.de/ueber-das-projekt/phase-2/schulung-und-beratung/
Während Robert Queckenberg die Frage des Kompetenzaufbaus in den Mittelpunkt rückt, widmete sich im September Prof. Dr. Weydner-Volkmann, Leiter des KI:edu.nrw-Teilprojekts Ethik, im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Universität Duisburg-Essen zum Thema „Generative KI in der Lehre“ einer zentralen ethischen Frage: Welche Auswirkungen hat der Einsatz generativer KI auf das wissenschaftliche Schreiben und Lernen? Sein Vortrag beleuchtete, welche Auswirkungen KI-Schreibtools auf Schreib- und Denkprozesse haben können. Im Zentrum stand dabei die Sorge, dass reflektierendes Schreiben – und damit verbunden reflektierendes Denken durch bestimmte Formen des KI-Einsatzes unterminiert werden könnte.
Weydner-Volkmann zeigte auf, dass diese Sorge durchaus berechtigt ist, sofern die Gestaltung der genutzten Tools unreflektiert bleibt. Entscheidenden Einfluss hat hierbei die Gestaltung der KI-Schreibtools, insbesondere deren Affordanzen – also die spezifischen Nutzungsangebote, die diese Tools für den Schreibprozess bereithalten. Der Vortrag betonte daher, dass die bewusste Auswahl geeigneter KI-Schreibtools und ihre gezielte didaktische Einbindung ein wesentlicher Bestandteil selbstbestimmten Lernens und Forschens ist. Damit eröffnete der Beitrag eine differenzierte Perspektive, die sowohl Risiken als auch Gestaltungspotenziale generativer KI im wissenschaftlichen Kontext sichtbar macht.
Im Rahmen von KI:edu.nrw hat das Teilprojekt Ethin drei Handreichungen zum Thema „Digitale Technologien an Hochschulen“ erarbeitet. Diese Handreichungen geben ethische Orientierung für die Praxis und fokussieren die Themen Learning Analytics und generative Technologien sowie einführend mit diesen Themen verbundene begriffliche und methodische Grundlagen. Die Handreichungen stehen Open Access zum Download zur Verfügung.
Erste Handreichung: Grundlagen
Zweite Handreichung: Learning Analytics
Dritte Handreichung: Generative Technologien
Trotz unterschiedlicher Zugänge – von strategisch-strukturellen und didaktischen Fragen bis hin zu ethischen Überlegungen – machen alle drei Vorträge deutlich, wie vielschichtig die Auswirkungen von (generativer) KI auf Hochschulen sind. Die Auseinandersetzung mit Kompetenzen, mit institutionellen Rahmenbedingungen und mit der Gestaltung verantwortungsvoller KI-Tools zeigt, wie wichtig ein interdisziplinärer Blick ist.
Die hier vorgestellten Beiträge zeigen exemplarisch, wie KI:edu.nrw unterschiedliche Perspektiven zusammenführt und für die Hochschulpraxis fruchtbar werden lässt.
