

Wie ist digitale Autonomie im Zusammenhang mit Forschung und Lehre zu verstehen? Wie können Lehrende, Studierende und Forschende selbstbestimmt digitale Werkzeuge nutzen? Diese Fragen standen bereits während des dreitägigen Workshops Anfang Mai am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld im Mittelpunkt. Aus dem intensiven Austausch ist inzwischen das Netzwerk AIDARE: AI and Digital Autonomy in Research and Education hervorgegangen, das die Arbeit des Workshops weiterführt. Mehr über die Ziele und Aktivitäten des Netzwerks finden Sie ab sofort auf der neuen Website aidare.org.
Benjamin Paaßen (Bielefeld), Amrei Bahr (Stuttgart) und Maximilian Mayer (Bonn) luden unter dem Titel „Rearticulating Autonomy. Artificial Intelligence and Digital Autonomy in Higher Education“ für den 7. bis 9. Mai 2025 eine interdisziplinäre und internationale Expert*innengruppe aus Forschung und Praxis zum intensiven Austausch an das Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld ein. Unter den 18 Teilnehmenden waren mit Benjamin Paaßen selbst, Malte Persike und Jonas Leschke gleich drei Personen vertreten, die auch der Projektgruppe von KI:edu.nrw angehören. Ziel des Workshops war es, einen Auftakt für ein gemeinsames Verständnis von digitaler Autonomie für Forschung und Lehre sowie für unterschiedliche Statusgruppen zu erarbeiten.
Neben der begrifflichen Diskussion wurden im Workshop vier Aspekte digitaler Autonomie diskutiert: wie sich digitale Autonomie einzelner Akteur*innen mit einem Prüfraster erfassen lässt; dass Lernende für die autonome Nutzung von KI sowohl KI-Kompetenzen als auch die Bewertungskompetenzen im Fach erwerben müssen (und das erst einmal ohne KI); dass Wissenschaftler*innen die Methoden (inklusiver aller KI-Modelle, die sie nutzen) so tiefgreifend verstehen müssen, dass sie die Nutzung wissenschaftlich verteidigen können; und dass Hochschulen eine KI-Infrastruktur aufbauen sollten, die Wahlmöglichkeiten bietet – und zwar über kommerzielle Anbieter hinaus. Dies gilt nicht nur, aber gerade auch für die Nutzung von KI-gestützten Chatbots und Sprachmodellen.
Der Workshop selbst wurde von einem Rahmenprogramm begleitet, dass ebenfalls einen starken inhaltlichen Bezug zum Workshop hatte.
Am Abend des ersten Workshop-Tages fand eine Lesung von Berit Glanz zum Thema „KI-Literatur. Über Menschen & Daten“ statt. Die Autorin setzt sich seit mehreren Jahren in Romanen und Essays mit Künstlicher Intelligenz auseinander und las unter anderem aus ihrem zum Workshop-Thema passenden Roman „Automaton“ vor.
Der zweite Workshop-Tag endete mit einer Podiumsdiskussion, moderiert von Maximilian Mayer (Bonn), mit dem Titel „KI und Autonomie in der Hochschullehre“ zwischen Amrei Bahr (Stuttgart), Wiebke Esdar (Berlin/Bielefeld), Anne K. Krüger (Berlin) und Katharina Zweig (Kaiserslautern). Neben Wissenschaft und Praxis war hier auch die politische Perspektive vertreten.
Zwar hat der intensive Austausch im Rahmen des Workshops bereits zu vielen Erkenntnissen geführt, die in den folgenden Wochen weiter aufbereitet werden, allerdings können drei Tage nicht ausreichen, um so ein großes Thema umfassend und abschließend zu bearbeiten. Die Workshop-Teilnehmenden verständigten sich zur weiteren Zusammenarbeit auf die Gründung des Netzwerks AIDARE: AI and Digital Autonomy in Research and Education. Im Netzwerk soll die Arbeit des Workshops fortgeführt werden und die heterogene Gruppe einen Ort der Verbindung haben. Ein erstes Produkt der Netzwerkarbeit ist die Stellungnahme „KI-Infrastruktur für Digitale Autonomie an Hochschulen“.
Foto: P. Ottendörfer/Universität Bielefeld
Einen Workshopbericht der drei Organisator*innen ist abrufbar unter: https://blogs.uni-bielefeld.de/blog/zif/entry/autonomie-neu-denken-im-zeitlater
