Projekttagebuch Nr. 2: Learning Analytics

KI:edu.nrw ist ein gemeinsames Konsortialprojekt der Ruhr-Universität Bochum mit der RWTH Aachen sowie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter dem Dach der Digitalen Hochschule NRW. Hier sondiert ein interdisziplinäres Projektteam, unter welchen Voraussetzungen u.a. ein Einsatz von (KI-gestützten) Lerndatenanalysen (Learning Analytics) zu einer besseren Hochschullehre beitragen kann.

Was ist ein Projekttagebuch?

In unseren Projekttagebüchern geben wir Einblick in den aktuellen Projektstand der verschiedenen Teilprojekte und Querschnittsthemen. Die Hauptthemen der neuen Projektphase teilen sich auf in generative Künstliche Intelligenz, AI Literacy, Ethik, Studienberatung – und Learning Analytics. Das Teilprojekt Learning Analytics wird an der RWTH Aachen bearbeitet und fokussiert dort insbesondere technische Voraussetzungen.

Das Teilprojekt Learning Analytics

Heute erzählt uns Kyra Thelen von der RWTH Aachen etwas über das Teilprojekt Learning Analytics. Kyra studierte Psychologie mit dem Schwerpunkt Personal- und Organisationspsychologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und an der RWTH Aachen. Seit April 2022 arbeitet sie am Center für Lehr- und Lernservices der RWTH Aachen, zunächst im Bereich Evaluation und Qualitätsmanagement und als Projektkoordinatorin. Seit Januar 2024 koordiniert sie das Teilprojekt Learning Analytics im Projekt KI:edu.nrw.

Fangen wir vielleicht mit einer kurzen Vorstellung an. Was ist deine Funktion im Projekt und was sind deine Aufgaben?

Ich koordiniere das Teilprojekt Learning Analytics in KI:edu.nrw. Wir sind ein standortübergreifendes und interdisziplinäres Team, das Mitarbeitende von der RWTH und der RUB umfasst. Neben mir sind das unser Standortverantwortlicher an der RWTH, zwei Kollegen in der Softwareentwicklung und eine Mediendidaktikerin.

Unsere Aufgabe ist es, Learning Analytics für Hochschulen in NRW bekannt zu machen und darüber aufzuklären. Dazu gehört zuallererst, Gespräche mit Lehrenden verschiedener Fachbereiche und anderen Hochschulangehörigen zu führen, um das Konzept von Learning Analytics zu erklären und nahbar zu machen. So können wir außerdem frühzeitig Erwartungen, Bedenken und Ideen von verschiedenen Beteiligten verstehen und berücksichtigen. Zum anderen geht es um die technische Infrastruktur, für die wir die Software weiterentwickeln und erproben. Außerdem entwickeln wir Dashboards, auf denen beispielsweise Studierende in verschiedenen Diagrammen ihren Lernfortschritt einsehen und Vorschläge erhalten können.

Als Open-Source-Software steht POLARIS auch anderen Hochschulen zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützt das Teilprojekt Learning Analytics Hochschulen in NRW perspektivisch durch Schulungs- und Beratungsangebote zu Learning Analytics und POLARIS.

Und nicht zuletzt: das Thema Datenschutz. Hier müssen viele offene Fragen geklärt werden, z.B. wie ein Prozess zur informierten Einwilligung aussehen kann.

Was bedeutet informierte Einwilligung?

Die informierte Einwilligung ist ein Begriff aus dem Datenschutz und der Datenethik. Im Kontext von Learning Analytics bedeutet er zum einen, dass Personen selbst entscheiden können, ob sie der Verarbeitung ihrer Lerndaten zustimmen oder diese ablehnen. Außerdem muss diese Entscheidung informiert geschehen. Die Hochschulen, die Learning Analytics anbieten, müssen also verständlich darüber informieren, welche Daten für welchen Zweck und auf welche Weise verarbeitet werden.

Die RWTH war ja auch schon in der ersten Projektphase von KI:edu.nrw dabei. Was hat sich für euer Teilprojekt in der zweiten Projektphase verändert?

In der ersten Projektphase war das Teilprojekt an der RUB verortet. Jetzt liegt die IT-Koordination an der RWTH und das Teilprojekt ist etwas größer geworden: Etwa durch die Mediendidaktik, deren Aufgabe es ist, dass wichtige Komponenten wie das Dashboard oder auch die erklärenden Texte in der informierten Einwilligung verständlich und ansprechend gestaltet sind. Wir arbeiten weiterhin eng mit dem IT-Team an der RUB zusammen. Das und der landesweite Dialog mit anderen Hochschulen, hilft uns dabei, sicherzustellen, dass die Software an verschiedenen Hochschulen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in der IT-Infrastruktur einsetzbar ist.

Ihr seid bereits im engen Austausch mit Fakultäten und Abteilungen. Wie ist die Resonanz?

Aktuell leisten wir noch viel Aufklärungsarbeit. Die meisten Personen, darunter auch viele Lehrende, sind sehr interessiert. Es gibt natürlich viele Fragen. Momentan können wir noch nicht viele Beispiele für den Einsatz von Learning Analytics zeigen, was unsere Arbeit etwas erschwert. Für welche konkreten Analysen sich die Lehrenden und Hochschuleinrichtungen interessieren, ist jetzt schon sehr unterschiedlich: Während die Studienberatung beispielsweise Interesse an Analysen von Prüfungsdaten hat, möchten viele Lehrende vor allem besser verstehen, wie und wann die Studierenden die digital bereitgestellten Lernmaterialien nutzen.

Welche Aufgaben stehen als nächstes an?

Wir konzentrieren uns im Moment auf die Vorbereitung des Pilotbetriebs. Dazu gehören auf technischer Seite unter anderem Tests zur Datenübertragung aus dem ePrüfungssystem DYNEXITE an POLARIS, die beispielsweise mit Moodle an der RUB schon gut funktioniert. Außerdem setzen wir erste Analytics Engines um, die Lerndaten periodisch auswerten. Ein einfaches Beispiel wäre die Ermittlung deskriptiver Statistiken, wie Häufigkeiten, Mittelwert und Standardabweichung für eine Übungsaufgabe, die anhand der Punktzahlen aller Studierenden eines Kurses berechnet werden.

Daneben gestalten wir den Prozess der informierten Einwilligung. Die Herausforderung ist dabei, die Informationen ausgewogen und verständlich, aber trotzdem kompakt und übersichtlich darzustellen. Dazu sind wir mit Expert*innen für Datenschutz und mit dem Teilprojekt Ethik im Austausch. Unseren Ansatz für die informierte Einwilligung haben wir auch in einem Workshop auf der diesjährigen Learning AID vorgestellt und diskutiert.

Worauf freust du dich in den kommenden Monaten am meisten?

Ich bin sehr gespannt, in den ersten Nutzendenstudien bald Feedback von Studierenden zur informierten Einwilligung zu erhalten. Außerdem freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister, der uns bald bei der Weiterentwicklung von POLARIS unterstützen wird. 

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