Rückblick auf das Symposium: „Prüfen trotz und mit KI: fachspezifische Perspektiven“

Nachbericht zum Symposium Prüfen trotz und mit KI

Rückblick auf das Symposium: „Prüfen trotz und mit KI: fachspezifische Perspektiven“

Am 8. April 2025 fand das zweite gemeinsame Symposium von KI:edu.nrw, dem KI-Campus Hub NRW und dem Stifterverband an der FernUniversität in Hagen statt. Das Thema in diesem Jahr waren fachspezifische Fragen und Lösungen zum Prüfen in Zeiten generativer Künstlicher Intelligenz. Zudem stand das Vertrauensverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden im Mittelpunkt der Diskussion.  

Zum zweiten Mal haben KI:edu.nrw, der KI-Campus Hub NRW und der Stifterverband für ein gemeinsames Symposium an die FernUniversität in Hagen eingeladen. Das Thema „Prüfen trotz und mit KI: fachspezifische Perspektiven“ hat erneut einen aktuellen Bedarf adressiert, denn auch in dieser Ausführung war die Veranstaltung mit 120 Anmeldungen wieder frühzeitig ausgebucht.

Ein Lösungsraum zwischen Symptom und Ursache

Bereits die beiden Eröffnungsvorträge haben den Lösungsraum zum Umgang mit generativer KI in Hochschulprüfungen aufgezeigt. Prof. Dr. Dr. Oliver Reis (Universität Paderborn) argumentierte in seinem Vortrag „Die Prüfungen überleben auch die KI – zur stabilen Irrationalität von Prüfungskulturen“, dass die aktuelle Prüfungskultur an Hochschulen auch die Unvereinbarkeit mit generativer KI überleben wird und Veränderungen vermutlich im kleinen Umfang auf curricularer und didaktischer Ebene stattfinden werden. Die Ursache hierfür macht er in der gewachsenen Prüfungskultur der letzten 70 Jahre aus. Sein Plädoyer, dass an Universitäten eine Entwicklung weg von kleinmaschiger Prüfungspraxis zurück zur individuellen Betreuung und kleinen Lerngruppen stattfinden müsse, sorgte direkt am Anfang des Symposiums für Diskussionen zwischen den Teilnehmenden.

Im anschließenden Vortrag von Prof. Dr. Juliane Staubach, Andrea Thiel und Ute Bringezu (Technische Hochschule Mittelhessen) mit dem Titel „Copypaste vs. Fortschritt? Das Zulässigkeits-Konzept von KI-Anwendungen in schriftlichen Prüfungen an der THM“ präsentierten die Vortragenden ein Raster zur (un-)zulässigen Nutzung von KI in schriftlichen Prüfungen. Dieses solle für mehr Transparenz und Orientierung sorgen und stellte damit ein praktisches Beispiel dar, wie Hochschulen mit dem Symptom der KI-Tools umgehen können. Auch dieser Vortrag führte zu einem intensiven Austausch im Plenum – der Lösungsraum für die weitere Auseinandersetzung an dem Tag war geöffnet.

Fachbeispiele, Zukunftsforschung und Fokusworkshops

Im Anschluss an die beiden Eröffnungsvorträge fanden drei parallele Vorträge zu fachspezifischen Beispielen im Umgang mit generativer KI in Prüfungen statt. Dabei haben Andreas Giesbert und Dr. Angela Schröder (FernUniversität Hagen) mit ihrem Vortrag „Prüfungen in den Kultur- und Sozialwissenschaften: Zwischen Integrität und Innovation“, Dr.-Ing. Mathias Magdowski (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) zum Thema „KI-feste Open-Web-Leistungskontrollen: Versuche und Erfahrungen in der Elektrotechnik“ und Prof. Dr. Michael Beurskens (Universität Passau) im Vortrag „Was müssen Jurist*innen im Zeitalter von generativer KI (noch) können – und wie prüfen wir es?“ vorgestellt, welche Erfahrungen sie im Umgang mit generativer KI in Prüfungen gemacht haben und Konsequenzen für die eigene Prüfungspraxis gezogen. Durch die drei sehr unterschiedlichen Fachhintergründe war für alle Teilnehmenden ein anschlussfähiger Vortrag dabei.

Nach einer kurzen Mittagspause arbeitete Johannes Kleske (Zukunfts- und Strategieberater für Unternehmen) anhand von acht Szenarien in vier Gruppen interaktiv mit den Teilnehmenden die Zukunft der Hochschulprüfungen heraus. Eine spannende Herangehensweise, die nach den vorherigen Fachvorträgen noch einmal den Blick geweitet und ideal auf die drei parallelen Workshops vorbereitet hat.

In den nachfolgenden parallelen Workshops konnten die Teilnehmenden die fachspezifische Perspektive auf Hochschulprüfungen vertiefen, die didaktische Einbindung von Prüfungen und die rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen sich die Prüfungen und die Bewertung derer bewegen müssen, diskutieren und gemeinsam bearbeiten.

Der Elefant im Raum

Den Abschluss des Tages bildete eine Fishbowl-Diskussion zu einem Thema, das den ganzen Tag immer wieder den Austausch begleitet hat: „Mit Täuschungsversuchen umgehen – Vertrauen in die Eigenleistung oder Regeln mit technischer Kontrolle?“. Nadine Lordick (KI:edu.nrw), Emmi Kraft (Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften), Dr. Niels Seidel (CATALPA) und weitere wechselnde Teilnehmende diskutierten gemeinsam die von Florian Rampelt (Stifterverband) gestellten Fragen rund um das Thema, wie Lehrende und Studierende ein gutes Miteinander im Umgang mit generativer KI finden können. Große Einigkeit zwischen den Diskutant*innen herrschte dahingehend, dass die technische Kontrolle in Bezug auf Täuschungsversuche weder eine praktikable, noch eine angemessene Lösung ist. Viel mehr braucht es den direkten und offenen Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden, der ein gegenseitiges Vertrauen voraussetzt.

Und nun?

Dr. Peter Salden (Projektleitung KI:edu.nrw) griff in seiner gemeinsamen Tageszusammenfassung mit Prof. Dr. Claudia de Witt (KI-Campus HUB NRW) die Aussage einer Teilnehmerin auf: „Ich bin immer noch verwirrt, aber auf einem höheren Niveau!“. Was im ersten Moment lustig und nicht gerade wie ein erfolgreiches Fazit klingt, beschreibt doch sehr gut die aktuelle Situation. Veränderungen brauchen Zeit und wenn wir auf die beiden Eröffnungsvorträge des Symposiums zurückschauen, wird dies auch sehr deutlich. Wohl kaum werden Hochschulangehörige an nur einem Tag historisch gewachsene Strukturen revolutionieren und auch die Entwicklung von Werkzeugen, wie das Prüfungsraster der THM, braucht einen mehrere Monate dauernden Dialog und Aushandlungsprozess zwischen allen betroffenen Stakeholdern einer Hochschule oder Lehrveranstaltung.

Als zukunftsorientiertes Projekt, was sich bereits seit über vier Jahren mit den Auswirkungen von generativen Sprachmodellen auf das Lehren und Lernen an Hochschulen beschäftigt, freuen wir uns immer wieder über den fach- und hochschulübergreifenden Austausch und sind daran interessiert, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Das Symposium hat erneut verdeutlicht, wie divers die Fragestellungen, Probleme und auch Lösungsmöglichkeiten sein können und wie viele gute Strategien und Konzepte es auch heute schon gibt. Bleiben Sie mit uns, mit Ihren Studierenden, Lehrenden, Prüfungsämtern, Justitiariaten und innerhalb Ihrer Fachgemeinschaften im Dialog und scheuen Sie sich nicht, auch im Wissenschaftssystem eine Zukunftsrevolution zu durchdenken.

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