Das Jahr 2024 war für unser Projekt KI:edu.nrw ein Jahr des Umbruchs. Es bedeutete den Neustart in die zweite Projektphase, die Fortsetzung bisheriger Aktivitäten, aber auch neue Schwerpunkte wie die Arbeit an AI Literacy und an der technischen Bereitstellung von Künstlicher Intelligenz (KI). Zum Jahresende schauen wir zurück auf zwölf bewegte Monate, in denen sich spiegelt, was die deutschen Hochschulen im Themenfeld „KI und Learning Analytics“ beschäftigt hat.
Der 1. Januar 2024 bedeutete für KI:edu.nrw den Start in die zweite Förderphase. Die erste Phase hatte bereits im Jahr 2020 begonnen – von heute aus betrachtet bemerkenswerte zwei Jahre vor der Veröffentlichung von ChatGPT, als viele Menschen sich noch nicht vorstellen konnten, dass KI die Hochschulen nennenswert verändern könnte. Doch die Zeiten haben sich gewandelt, der Bedarf nach landeszentraler Beschäftigung mit KI ist mehr denn je gegeben. KI:edu.nrw durfte seine Arbeit fortsetzen. Einen Rückblick auf die Ergebnisse der ersten Projektphase gibt der in 2024 erschienene Sammelband „Learning Analytics und Künstliche Intelligenz in Studium und Lehre“.
Die Fortsetzung des Projekts (bis Ende des Jahres 2026) erfolgte unter neuen Vorzeichen: Viele Teilprojekte aus der ersten Phase wurden Ende 2023 abgeschlossen, viele geschätzte Kolleg*innen verließen die Projektgruppe. Zugleich rückten neue Kolleg*innen nach, allzumal das Kernkonsortium aus Ruhr-Universität Bochum (RUB) und RWTH Aachen in der neuen Projektphase um die Heinrich Heine-Universität Düsseldorf (HHU) wuchs. Im März kam das ganze Projektteam für ein besseres Kennenlernen und die Planung der gemeinsamen Arbeit zu einer zweitägigen Klausurtagung in Hagen zusammen.
Thematisch werden in der zweiten Förderphase viele Themen fortgesetzt, die bereits in der ersten Förderrunde bearbeitet wurden. Dazu gehört z. B. die Erarbeitung der Infrastruktur für Learning Analytics (POLARIS). Der im Projekt entwickelte Softwarecode ist seit Januar 2024 Open Source frei abrufbar. Im Laufe des Jahres ging die Arbeit hieran weiter, so z. B. bei den Dashboard-Komponenten, auf anderer Ebene aber auch durch die fortgesetzte Klärung von Datenschutzfragen sowie zu Fragen der Ethik. Um die selbstständige ethische Reflexion von Learning Analytics zu unterstützen, wurden im September zwei Ethik-Handreichungen veröffentlicht.
Bemerkenswert ist, dass der Entwurf für das reformierte nordrhein-westfälische Hochschulgesetz mit dem §8b Absatz 3 eine Regelung zu Learning Analytics vorsieht. Dies ist unmittelbare Folge des Learning Analytics-Rechtsgutachtens von KI:edu.nrw aus dem Jahr 2023, das die Möglichkeit aufgezeigt hat, durch einen solchen Paragraphen den NRW-Hochschulen bei diesem Thema mehr Rechtssicherheit zu geben.
Das andere große Themenfeld in KI:edu.nrw war natürlich auch in 2024 die generative KI. Zu diesem Thema führten Projektmitarbeitende auf unterschiedlichen Ebenen Beratungen und Schulungen durch, viele davon mit einem schreibdidaktischen Schwerpunkt. Wichtig ist hier auch das seit 2024 mit einem eigenen Arbeitspaket neu im Projekt vertretene Themenfeld AI Literacy. Zu diesem Thema entsteht ein Selbstlernkurs für Lehrende, der neben ethischen und rechtlichen Hintergründen auch Fragen zu Lehrgestaltung und Prüfungen adressieren wird.
Beim Thema generative KI stand im Jahr 2024 das Thema Bereitstellung von KI neu im Fokus. Dies ist Ausdruck dessen, dass die Hochschulen inzwischen nach Möglichkeiten suchen, ihren Mitgliedern datenschutzkonforme Zugänge zu KI zur Verfügung zu stellen. Für NRW war hier schnell klar, dass dies durch ein landesweit koordiniertes Vorgehen unterstützt werden soll. KI:edu.nrw war wesentlich daran beteiligt, ein entsprechendes Bereitstellungskonzept für das Land auszuarbeiten und zwei neue Projekte anzustoßen, die sich um die Bereitstellung kommerzieller KI-Tools sowie um die Bereitstellung von Open Source-KI kümmern. Zusätzlich zum Bereitstellungskonzept war KI:edu.nrw auch in die Taskforce des Landes Nordrhein-Westfalen zu Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen eingebunden, die im Sommer der Landesregierung ihr Empfehlungspapier vorlegte.
KI:edu.nrw steht neben der Arbeit an den unterschiedlichen didaktischen, technischen, ethischen und rechtlichen Sachfragen weiterhin auch stark für die Organisation von Dialog und Vernetzung zu den Projektthemen. So fand beispielsweise im Mai das schon traditionelle Vernetzungstreffen von Forschungs- und Praxisprojekten im Bochumer Beckmanns Hof statt. Hinzu kamen beispielsweise die Co-Organisation eines Symposiums zur KI-Bereitstellung in Hagen und das seit dem Frühjahr monatlich durchgeführte „KI-Update“, in dem sich die NRW-Hochschulen gegenseitig über Neuigkeiten beim Thema KI austauschen.
Den Höhepunkt bei den Vernetzungsaktivitäten bildete auch in 2024 die von KI:edu.nrw organisierte Learning AID-Tagung. Sie hat sich noch einmal mehr als bundesweit wichtigstes Forum zum Austausch über die Themen KI und Learning Analytics in der Hochschulbildung etabliert, wovon beispielsweise die neue Partnerschaft mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zeugt. Die Eröffnung der Tagung erfolgte durch NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes, ihren fachlichen Input brachten anschließend beispielsweise mit Gabi Reinmann und Hendrik Drachsler renommierte Forscher*innen ein. Hinzu kamen Impulse und Diskussionen mit Schlüsselakteur*innen aus Politik und Unterstützungseinrichtungen wie der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, dem Hochschulforum Digitalisierung und dem KI-Campus.
Schauen wir auf die letzten Monate des Jahres 2024, so fällt vor allem der Start der von KI:edu.nrw geförderten KI-Praxisprojekte ins Auge. Hierdurch erweitert sich das Projektkonsortium schrittweise um fünf weitere Hochschulen, die in ihren Projekten exemplarisch aktuelle Themen bearbeiten – konkret in den Bereichen Retrieval Augmented Generation, Small Language Models und Multimodalität. Wir freuen uns auf diese neuen Impulse im Projekt! Und auch ein zweites Thema scheint nun Fahrt aufzunehmen: 2025 wird für die Hochschulen die Klärung von Rechtsfragen zur KI-Verordnung wichtig sein. KI:edu.nrw plant in diesem Zusammenhang im Frühjahr ein Symposium mit Rechtsexpert:innen sowie später im Jahr ein erneutes Rechtsgutachten.
Alles in allem: Der (unvollständige) Rückblick lässt erahnen, wie viel auch dieses Jahr rund um Learning Analytics und KI in den Hochschulen wieder passiert ist. Wir haben uns als Projektgruppe dabei neu gefunden und die Arbeit an wichtigen Aufgaben aufgenommen bzw. fortgesetzt. Wir konnten wieder konkret wirksam werden – bei einzelnen Lehrenden, auf Ebene der Landeshochschulen und auch durch unsere bundesweiten Aktivitäten. Deutlich wird, dass das Umfeld ebenso wie unser Projekt stetig an Komplexität gewinnt, da die Zahl der Aktivitäten und der involvierten Personen weiter zunimmt. Wir empfinden dies als bereichernd und freuen uns auf die Weiterarbeit in 2025!
Wir wünschen eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Peter Salden (Gesamtprojektleitung), Malte Persike (Standortleitung RWTH Aachen) & Martin Mauve (Standortleitung HHU Düsseldorf)